1.6.13

AN DIEJENIGEN, DIE SICH WIRKLICH INTERESSIEREN


Die Psychiatrische Reform in Griechenland, die bereits auf eine 30-jährige Geschichte zurückblickt, befindet sich zum wiederholten Mal in einer kritischen Situation, so dass ihre Fortsetzung und der Betrieb der eingerichteten Strukturen gefährdet ist. Trotz der beachtlichen erbrachten Leistung ist den Hindernissen und den systemischen Missständen, die zu Regressionen führten oder gar zur Infragestellung und praktisch zur Aufhebung des angestrebten Übergangs von großen psychiatrischen Einrichtungen zu kleineren betreuten Wohneinheiten, leider bisher nicht angemessen begegnet worden. Hinzu kommt, dass die unbeständige, fragmentarische und opportunistische Politik im Gesundheitswesen zu schwerwiegenden Problemen in der Organisation und Planung der Versorgung führt, so dass sich alle Betroffenen (Fachleute, Kranke, Familien) in einem zerfallenen System psychiatrischer Versorgung verirren.

Die Besonderheit im Falle Griechenlands bestand darin, dass ein Großteil (ca. 35 %) der Psychiatrischen Reform von nicht eigennützigen Organisationen umgesetzt wurde, die das Gesundheitsministerium mit der Deinstitutionalisierung der Kranken aus den großen psychiatrischen Einrichtungen und mit der Einrichtung von mobilen Einheiten und Tageskliniken beauftragte. Einen ebenfalls großen Anteil der Reform übernahmen staatliche Einrichtungen durch ähnliche Maßnahmen.

Trotz der oben genannten Probleme gibt es zurzeit ca. 2700 Menschen, die in ca. 450 betreuten Wohneinheiten leben. Diese versorgen die Kranken und ihre Familien sowie die Bevölkerung der Gemeinden, in denen sie ihren Sitz haben.

Es gibt 24 mobile Einheiten, die Einwohner (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) von schwer zugänglichen Regionen psychiatrisch versorgen, die andernfalls keinen Zugang auf eine psychiatrische Versorgung hätten. Es gibt 41 kleinere psychiatrische Einrichtungen und 69 Tageskliniken, die den Betreuungsbedarf der lokalen Gemeinden decken, in denen sie ihren Sitz haben. Es ist anzumerken, dass die geographischen Besonderheiten Griechenlands (zahlreiche Inseln und abgelegene Dörfer) den Zugang von Menschen zur psychiatrischen Versorgung erschweren – insbesondere wenn die Versorgung nicht sektorisiert erfolgt. 

Doch in Wirklichkeit sind diese kleineren Einrichtungen in Folge mangelnder Finanzierung, verspäteter Zahlungen, defizitärer personeller Besetzung, schlechter Planung und fehlender Orientierung am Prinzip der Sektorisierung halb aktiv oder inaktiv, so dass zahlreiche Menschen und ganze Regionen gar nicht versorgt werden.

Die gegenwärtige Situation macht einen Austausch über bestehende Mängel dringend. Wir sollen auf folgendes gemeinsames Ziel hin handeln: die Unveräußerlichkeit der psychiatrischen Reform zu Gunsten der Kranken, ihrer Familien und der Gemeinden, die wir versorgen.

Für diejenigen von Ihnen, die es vielleicht nicht zur Kenntnis genommen haben: Die psychiatrische Versorgung steht zurzeit in Griechenland sowohl in ihrer Funktion als auch als System unter Beschuss. Dies ist primär bedingt durch den mangelnden politischen Willen und sekundär durch die Meinungsverschiedenheiten und die fehlende Kooperation zwischen Trägern oder Individuen, die stellvertretend für den staatlichen Sektor oder die uneigennützigen Organisationen stehen. DIES MUSS GEÄNDERT WERDEN!

Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass 2013 in Griechenland Folgendes gilt:
  • Der berechtigte Anspruch sozialer Gruppen aller Altersstufen (Kinder, Erwachsene Seniorinnen und Senioren) auf eine ausreichende Versorgung wird missachtet.
  • Die Rechte der psychisch Kranken und ihrer Familien werden auf mindestens zwei Ebenen auf grausame Weise verletzt: Einerseits weil die Menschen in der Umgebung ihres Wohnortes  ein Recht auf psychiatrische Versorgung haben, die ihnen entsagt wird (aufgrund fehlender, nicht ausreichender oder inaktiver Einrichtungen), und andererseits, weil die bestehenden Einrichtungen wichtige Organisations- und Koordinationsmängel (z. B. Zunahme der Zwangseinweisungen) aufweisen und die relevante Gesetzgebung missachten. Es sind sogar Fälle dokumentiert worden, in denen gefesselte Kranke in elendem Zustand und unter lebensgefährdeten Umständen vor sich hin vegetieren.
  • Unter diesen Bedingungen, die durch Entzug, Unsicherheit, gewaltigen Umwälzungen und dem Zusammenbruch des sozialen Netzes und des Sozialstaats gekennzeichnet sind, sind die Schwächeren noch stärker betroffen. Es ist bezeichnend, dass die psychisch Kranken und ihre Familien aufgrund der betriebenen Politik auf wichtige Beihilfen verzichten müssen, die für ihr Überleben und ihre medizinische Versorgung grundlegend sind. Zudem mangelt es sich an Psychopharmaka, so dass ihnen keine andere Wahl bleibt als höhere Kosten für die Anschaffung teurerer Medikamente oder eine Umstellung der medikamentösen Therapie in Kauf zu nehmen– mit allen Konsequenzen.
  • Die „schwierigen Fälle“ (z. B. Geistesstörungen, psychisch kranke Seniorinnen und Senioren) werden chronisch und bleiben in großen psychiatrischen Einrichtungen, da die relevanten Träger in Folge der weiter oben beschriebenen Probleme nicht in der Lage sind, den Betreuungsbedarf an schwierigen Fällen zu decken.
  • Es gibt keinen geeigneten Betreuungsrahmen in kleineren Wohneinheiten, die den Kranken in der Umgebung ihres Wohnortes  ein „Follow-Up“ ermöglichen könnte.
  • Kranke, die sich in der schwierigsten Lage von allen befinden (Kranke, die keine Krankenversicherung haben und vom Staat notversichert werden, Arbeitslose, Behinderte, Bedürftige) werden aufgrund der eingeschränkten Haftung ihrer Krankenversicherung von der psychiatrischen Betreuung ausgeschlossen. Ferner werden sie nach den neueren Verordnungen des Gesetzgebers dazu gezwungen, sich mit ihrem spärlichen Einkommen an den Unterhaltskosten der betreuten Wohneinheiten zu beteiligen. Diese Verordnungen veräußerlichen den gemeinnützigen Charakter dieser Einrichtungen rückgängig, wobei die Zahlung der sozialen Beihilfe für Tausende von Menschen seit nun mehr als einem Jahr auf sich warten lässt.
  • Die ca. 3000 Mitarbeiter, die an den uneigennützigen Organisationen angestellt sind (sie setzen einen Teil der kostenlosen Dienstleistungen des staatlichen Systems für psychiatrische Versorgung um), sind bereits bis zu zehn Monaten unbezahlt. Dies liegt am fehlenden politischen Willen für die Erhaltung der psychiatrischen Versorgung (wobei der Europäische Sozialfond und die Europäische Kommission wiederholt unterstützend interveniert haben…). Entsprechend müssen Kolleginnen und Kollegen, die an kleineren betreuten Einrichtungen tätig sind, dramatische finanzielle Abstriche hinnehmen, wobei die Einrichtungen von Fusionierungen und Abschaffungen von Dienstleistungen bedroht sind. Diese verschmähten und finanziell unter schwierigsten Bedingungen lebenden Kolleginnen und Kollegen stehen in der Pflicht, Kranke zu versorgen, die unter noch schwierigeren Bedingungen leben. Eine besondere Last haben Therapeuten zu tragen, die schwierige psychiatrische Fälle versorgen, und dem hohen Stress der Kranken standhalten müssen. Dies geschieht in einem Umfeld, der jegliche Unterstützung durch den „Sozialstaat“ vermissen lässt, und in dem alle ihren eigenen Überlebenskampf austragen. Es liegt auf der Hand, dass sowohl die Fachleute als auch die Kranken unter diesen Bedingungen gefährdet sind.

UNTERSTÜTZT BITTE UNSERE FOLGENDEN FORDERUNGEN:

Sicherung der Kontinuität und Bestätigung der Unveräußerlichkeit der Psychiatrischen Reform.

Ausreichende Finanzierung eines umfassenden Systems psychiatrischer Versorgung, das den Bedarf der Bevölkerung an psychiatrischer Versorgung ersten, zweiten und dritten Grades menschenwürdig deckt. 

Umfassende Umstrukturierung und Zusammenarbeit der staatlichen und nicht eigennützigen Träger psychiatrischer Versorgung mit Schwerpunkt auf kleineren Strukturen und allmähliche Transformation der großen psychiatrischen Einrichtungen. 

Umsetzung der Sektorisierung. Voraussetzung für die Umsetzung der Psychiatrischen Reform ist die Sektorisierung, die eine umfassende psychiatrische Versorgung der Bürger je nach Sektor gewährleistet. Es sollten genügende Einheiten psychiatrischer Versorgung außerhalb der großen psychiatrischen Einrichtungen gegründet und die vorhandenen Einheiten – in Abhängigkeit von ihrer Evaluation – beibehalten werden.


BITTE INFORMIEREN SIE SICH ÜBER DIESES THEMA UND MACHEN ES PUBLIK, DA SICH DIE MASSENMEDIEN IN GRIECHENLAND FÜR SEINE ABWERTUNG UND VERSCHWEIGUNG „ENTSCHIEDEN“ HABEN.


Für mehr Informationen und relevante Daten kontaktieren Sie uns unter:
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